Was ist Babymassage?
Babymassage ist ein Moment tiefer Verbundenheit zwischen Eltern und ihrem Baby.
Dabei geht es nicht nur um das Anwenden von geeigneten Massagegriffe, sondern vor allem um die liebevolle Berührung und Kommunikation der Eltern mit ihrem Baby zur Stärkung der Eltern-Kind-Bindung.
Die Entwicklung der Babymassage
Die Babymassage hat in vielen Kulturen eine lange Tradition und ist v.a. in Indien, Afrika und im fernen Osten schon lange ein fester Bestandteil der frühkindlichen Pflege.
In den 1970er Jahren fand die Babymassage langsam Eingang in die westliche Welt. Verdient gemacht haben sich hierbei insbesondere Dr.Frédérick Leboyer und Vimala Schneider McClure.
Dr. Frédérick Leboyer
Der französische Geburtshelfer Dr. Frédérick Leboyer war bekannt für seine Arbeit zur sanften Geburt, und seine Überzeugung, dass der Start ins Leben ein ruhiger, stressfreier Prozess sein sollte. Während seiner Reisen durch Indien in den 1970er Jahren lernte Leboyer von einer Frau namens Shantala, die Kunst der indischen Babymassage. Er brachte die Technik nach Europa, wobei er besonders die emotionale und körperliche Nähe zwischen Mutter und Kind betonte.
Vimala Schneider McClure
In den 1970er Jahren lernte Vimala Schneider McClure ebenfalls während eines Aufenthaltes in Indien die ayurvedische Babymassage kennen. Sie hat die jahrhundertalte Tradition mit Elementen aus der schwedischen Massage, der Reflexonenmassage und ihren Erfahrungen aus dem Yoga kombiniert und eine eigene Form der Babymassage in der westlichen Welt etabliert. McClures Ansatz stellt die Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Baby in den Mittelpunkt und ist stark auf die Förderung der Bindung zwischen Eltern und Kind ausgerichtet.
Was passiert während der Babymassage auf emotionaler Ebene?
Die Babymassage ist ein feinabgestimmter Prozess zwischen Bindungsperson und Baby. Beide sollten zum Zeitpunkt der Massage bereit sein, sich darauf einzulassen. Das bedeutet zunächst für das massierende Elternteil, sich Zeit und Ruhe zu nehmen für die anstehende Massage und den Fokus auf das Kind zu legen.
Viele von uns wissen, dass genau dieser so einfach klingende Teil eine Herausforderung darstellen kann. Daher werden in einem guten Babymassagekurs auch einige alltagstaugliche Techniken zur Selbstregulation vermittelt.
In einem Zustand der eigenen inneren Ruhe ist es für die Mutter oder den Vater viel leichter, die Signale des Babys zu entschlüsseln. Dadurch erkennen die Eltern auch, wenn das Baby nicht bereit ist für die Massage, weil vielleicht gerade andere Bedürfnisse im Vordergrund stehen.
Dieser Interaktionsprozess hat viele Vorteile. Das Baby fühlt sich verstanden und damit sicher. Die Eltern lernen ihr Kind besser kennen und können die Erfahrungen aus dieser Situation mit in den Alltag nehmen und somit ihre elterliche Kompetenz stärken. Macht das Baby regelmäßig die Erfahrung, dass seine Bedürfnisse feinfühlig beantwortet werden, ist es in der Lage eine sichere Bindung zu seiner Bezugsperson zu entwickeln.
Dazu kommt, dass die massierende Person durch ihre eigene innere Ruhe, dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermittelt und es dadurch co-reguliert. Die Co-Regulation durch die Eltern ist für das Baby wichtig, um im Laufe der Zeit die Fähigkeit zur Selbstregulation zu erlernen.
Was passiert physiologisch und (neuro-)biologisch beim Baby?
Beim Baby fällt das Stresshormon Cortisol ab und das Kuschelhormon Oxytocin steigt an. Der Stress in dem kleinen Babykörper sinkt und das Baby kann aus einem Aktivierungszustand in einen Ruhezustand, den parasympathischen Zustand, übergehen. Hierdurch werden viele körperliche Prozesse unterstützt wie Schlaf, Verdauung, Schmerzreduktion, Immunsystem etc.
Durch die Massage wird die Durchblutung der Muskulatur gesteigert. Die Muskulatur wird aktiviert und die Propriozeption angeregt. Das bedeutet, dass das Baby die Wahrnehmung seiner Körperposition im Raum schult, was v.a. für die motorische Entwicklung hilfreich ist.
Welche Vorteile bietet die Babymassage den Eltern (Bindungspersonen)?
Genau wie beim Baby steigt das Oxytocin bei der massierenden Person an und das Cortisol fällt ab, so dass sich der Stresspegel eduziert. Das bietet nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern fördert auch die Verbindung zwischen Bindungsperson und Kind.
Massiert die Mutter ihr Baby unterstützt das Oxytocin zusätzlich das Stillen durch die Förderung des Milchspendereflexes.
Mütter mit einer postnatalen Depression haben oft Schwierigkeiten, sich auf ihr Baby einzulassen, was sich langfristig in einem nicht optimalen Bindungsstil niederschlagen kann. In Studien zeigten diese Mütter durch die Babymassage einen feinfühligeren Umgang mit ihrem Baby. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die Babymassage sogar die Symptome eine Babyblues und einer Wochenbettdepression verbessern kann.
Wie sehen die Vorteile der Babymassage konkret aus?
Die Babymassage ist kein therapeutisches Tool, sondern eine Form der liebevollen Kommunikation mit deinem Baby. Durch die liebevollen, achtsamen Berührungen bietet sie dir die Möglichkeit die Bindung zu deinem Baby zu intensivieren. Gleichzeitig hat sie wissenschaftlich nachgewiesenen körperlichen und emotionalen Nutzen für dein Baby (und die Mutter (s.o.)) und kann im elterlichen Alltag unterstützend eingesetzt werden.
Die Babymassage kann in folgenden Bereichen beim Baby begünstigend wirken:
Körperlich:
- Verbesserung der Verdauung
- Schmerzreduktion (z.B. bei Koliken, beim Zahnen)
- Stärkung des Immunsystems
- Bessere Gewichtszunahme
- Normalisierung der Muskelspannung
- Verbesserte Durchblutung
- Förderung der motorischen Entwicklung
- Verbesserte Sinneswahrnehmung
- Unterstützung von Schleimlösung
- Verbesserung einer Neugeborenengelbsucht
Emotional:
- Stärkung der Bindung
- verbesserte Eltern-Kind-Interaktion
- Unterstützung der Selbstwahrnehmung des Babys
- Verbesserung des Schlafmusters
- Reduktion von Weinen
- Unterstützung bei der Entwicklung von Selbstregulation
Positive Einflüsse, die die Babymassage auf die Eltern haben kann:
- Stärkung der Bindung
- Steigerung der Feinfühligkeit im Umgang mit dem Baby
- Unterstützt die elterliche Kompetenz
- Reduktion der Symptome von Babyblues und nachgeburtlicher Depression
- Abnahme des elterlichen Stresses
- Verbesserung des Schlafes
- Förderung der Muttermilchbildung
Wie Babymassage lernen?
Inzwischen gibt es zahlreiche Kurse, die die Kunst der Babymassage vermitteln. Beginnen kannst du, wenn dein Baby 6-8 Wochen alt ist. Sobald dein Baby anfängt zu krabbeln, stehen (erstmal) andere Erfahrungen im Mittelpunkt, so dass es hilfreich ist, rechtzeitig vor dem Krabbelalter anzufangen.
Achte bei der Auswahl deines Kurses unbedingt auf eine qualifizierte Kursleitung, die entsprechendes Hintergrundwissen hat. Nur wenn du gut angeleitet wirst, fühlst du dich sicher mit der Babymassage und kannst das Potential voll ausschöpfen.
Von außen ist es oft schwierig die Qualität zu beurteilen. Am einfachsten ist es sicher über persönliche Empfehlungen. Helfen können auch Informationen über die Ausbildung. Kursleitungen, die nach der Deutschen Gesellschaft für Babymassage (DGBM) zertifiziert sind, habe eine recht umfangreiche Ausbildung absolviert. Ansonsten lässt sich oft auf der Homepage ein Eindruck gewinnen wie tief die Kursleitung in das Thema Babymassage bzw. Bindungsentwicklung, Baby-Eltern-Begleitung eingetaucht ist.
Manchmal kann es sinnvoll sein, einen Privatkurs zu buchen, insbesondere dann, wenn du ein sehr unruhiges Baby hast, das schnell auf viele Reize reagiert, du selber noch nicht ganz fit bist, gerade Infektsaison ist und du dein Baby dem Risiko der Ansteckung noch nicht aussetzen möchtest, die Anfahrt zu weit ist oder Partner, Geschwister, Großeltern etc. dabei sein wollen.
Es gibt zahlreiche Studien, dass insbesondere Frühchen von der Babymassage profitieren. In den Grundsätzen unterscheidet sich die Babymassage bei Frühchen nicht von der bei reifgeborenen Babys. Im Zentrum steht die liebevolle Berührung und achtsame Kommunikation der Eltern mit ihren Babys. Gleichzeitig kann es sein, dass die Frühchen aufgrund ihres Reifegrades oder notwendiger medizinischer Unterstützung besondere Aufmerksamkeit bei der Durchführung der Babymassage brauchen. Idealerweise findest du in diesem Fall eine Kursleitung, die auf Frühchen spezialisiert ist.
Babymassage nur etwas für Babys?
An dieser Stelle möchte ich dir von meiner eigenen Erfahrung mit der Babymassage erzählen. Ich habe mit meiner Tochter an einem Babymassagekurs teilgenommen als sie zehn Wochen alt war. Tatsächlich habe ich den Kurs an sich als relativ anstrengend erlebt, weil es zum einen im Kurs recht unruhig war und zum anderen die Anfahrt anstrengend war.
Ich war hochmotiviert die Babymassage zu Hause regelmäßig umzusetzen und hatte mir vorgestellt, sie als festes Ritual in unseren Alltag zu integrieren. In meiner Vorstellung hieß das z.B. immer vor dem Mittagsschlaf wird massiert. Tja, was soll ich sagen, das hat nicht geklappt. Am Ende haben wir zwar regelmäßig massiert, aber deutlich seltener (nicht jeden Tag) und deutlich kürzer (immer nur einzelne Körperteile) als ich mir das vorgestellt hatte. Mit zunehmender Mobilität meiner Tochter, wurde die Massage immer seltener bis wir schließlich ganz aufhörten.
Als meine Tochter etwas über ein Jahr alt war, angelte sie sich eines Tages das Fläschchen mit dem Massageöl, das noch bei uns herumstand und gab mir eindeutig zu verstehen, dass sie massiert werden möchte. Ich war baff, denn ich hatte nicht erwartet, dass sie sich daran erinnern würde, geschweige denn, dass sie wusste, wofür das Fläschchen mit dem Öl gut war. Wir fingen also wieder mit der Massage an. Dieses Mal sehr unregelmäßig und oft nur mit einzelnen Körperteilen. Als ihr kleiner Bruder geboren wurde, forderte sie die Massage plötzlich regelmäßig ein und ich war sehr froh, diese Möglichkeit zu haben, um ihr in der Zeit der Enttrohnungskrise beizustehen.
Inzwischen ist meine Tochter acht Jahre alt und Teile der Massage haben es in unser Abendritual geschafft. Auf diese Weise haben wir einen wunderschönen Tagesabschluss und es hilft uns vor dem Schlafengehen nochmal körperlich und emotional in die Verbindung zu gehen, gerade dann wenn der Tag vielleicht nicht so optimal lief.
Was meine Tochter selber über die „Babymassage“ schreibt, könnt ihr auf meiner Seite zu meinem Kursangebot Babymassage Hannover nachlesen.